Ausgangspunkt des Artikels ist die Beobachtung, dass viele europäische Transformationsstaaten trotz erfolgter Systemumstellung auf politischer und wirtschaftlicher Ebene nach wie vor mit gravierenden Problemen konfrontiert sind. Es stellt sich daher die Frage, warum sich die nutzbringenden Wirkungen des Marktes in diesen Ländern bislang nicht entfalten konnten. Die Hypothese der AutorInnen lautet, dass dies zumindest partiell auf mangelndes Vertrauen der Bevölkerung in die bestehenden Institutionen zurückzuführen ist. Ausgehend von den Erkenntnissen der Neuen Institutionenökonomie werden im ersten Teil des Beitrags – nach einer Definition der zentralen Begriffe – die für die Fragestellung relevanten theoretischen Zusammenhänge erläutert. Im zweiten Teil des Artikels werden diese einer empirischen Überprüfung unterzogen. Die Analyse zeigt, dass sowohl die interviewten ExpertInnen als auch die Ergebnisse der Korrelationsanalyse die im theoretischen Teil erarbeiteten Zusammenhänge zumindest teilweise bestätigen: Eines der vorrangigen Ziele jeder Wirtschaftspolitik in Transformationsstaaten sollte sein, das Vertrauen der Bevölkerung in Institutionen nachhaltig zu stärken.
Der Artikel verfolgt das Ziel, die Erfahrungen und Einschätzungen der Bevölkerungen in Kroatien, Serbien und Montenegro sowie Bosnien und Herzegowina auf dem Weg zur Entwicklung einer Demokratie mit Hilfe eines so genannten VON-Indexes (der sich auf Vertrauen, Entwicklungsoptimismus und Erneuerungsbereitschaft bezieht) darzustellen und zu bewerten. Ergänzt werden die Ergebnisse durch qualitatives Datenmaterial aus ExpertInnenbefragungen und Fokusgruppeninterviews. Nach Klärung der Fragestellung wird der VONIndex vorgestellt und erläutert. Anschließend folgt die Darstellung der Ausprägungen des VON-Indexes, wobei sich hohe, ambivalente und geringe Veränderungsbereitschaft unterscheiden lassen. Diese Differenzierung dient in der Folge als Grundlage für die Bildung von drei Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlichen Stimmungslagen. Diese Gruppen werden in Bezug auf soziale Merkmale und Einstellungen der Befragten näher analysiert. Der Ländervergleich zeigt die Komplexität der Bevölkerungseinstellungen zur künftigen Entwicklung der drei Staaten, wobei auch jeweilige historische Besonderheiten zu berücksichtigen sind.
Ausgehend von Gøsta Esping-Andersens Typologisierung von drei Wohlfahrtsstaatsmodellen plädiert der Artikel unter Einbeziehung der Kategorie gender (soziokulturelle Konstruktion von Geschlecht) für ein viertes, »südliches« Wohlfahrtsstaatsmodell (Italien, Spanien, Griechenland, Portugal). Dieses ist durch ein patriarchalisches Familienmodell gekennzeichnet, für soziale Sicherheit ist primär die Familie zuständig. Der Arbeitsmarkt ist nach Geschlecht stark differenziert und die demographische Entwicklung von niedrigen Geburtenraten charakterisiert. Es wird die These formuliert, dass im »südlichen« Wohlfahrtsstaat nicht nur gender von Relevanz ist, sondern auch ethnicity wichtiger wird – eine durch Selbst- und Fremdzuschreibung definierte Zugehörigkeit zu einer nationalen, sprachlichen, kulturellen Gruppe. Diese Überlegungen werden am Beispiel der Betreuung pflegebedürftiger alter Menschen in Italien erläutert, wo zunehmend Migrantinnen die un(ter)bezahlte Pflegearbeit einheimischer Frauen ersetzen. Der Artikel kommt zum Ergebnis, dass eine ambivalente Einwanderungspolitik im »südlichen« Wohlfahrtsstaat prekäre Beschäftigungsverhältnisse für MigrantInnen fördert und dass eine Lösung der zunehmenden Pflegeproblematik durch die öffentliche Hand unwahrscheinlich ist.
In diesem Beitrag wird der Zusammenhang zwischen den Einstellungen der europäischen Bevölkerung zur Demokratie und der politischen Geschichte, dem politischen System sowie dem sozioökonomischen Entwicklungsniveau der jeweiligen Länder untersucht. Für diesen Zweck wurden die Bewertungen von vier politischen Regierungsformen – der Demokratie, der Expertenregierung, der Regierung eines starken Führers sowie der Armeeregierung – herangezogen und analysiert. Datengrundlage ist der World Values Survey (WVS) der Jahre 1999 und 2000. Die Analyse ergibt einen deutlichen Zusammenhang zwischen den Einstellungen und den Ländercharakteristika. Im Besonderen zeigt sich, dass nicht oder weniger demokratische Haltungen in weniger entwickelten Regionen und Ländern häufiger vertreten sind. Demokratische Einstellungen variieren vor allem zwischen den Ländern und weniger innerhalb der Staaten – sie hängen eher von der Absenz eines autoritären Regimes in der jüngeren Vergangenheit als vom sozioökonomischen Entwicklungsniveau ab.
Jugendlich sind nicht nur Opfer und Täter*innen von Übergriffen im Internet, sondern besonders of auch unbeteiligte Beobachter*innen von digitaler Gewalt – sogenannte „Online-Bystander“. Obwohl Online-Bystander hohes Deeskalationspotenzial haben und den weiteren Konfliktverlauf entscheidend beeinflussen können, scheint Online-Zivilcourage für Jugendliche kaum bzw. kein Thema zu sein. Dieser Artikel geht daher der Frage nach, welche kontextuellen Besonderheiten von Online-Umgebungen das Interventionsverhalten von jugendlichen Online-Bystandernkennzeichnen. Erkenntnisse aus 19 Gruppendiskussionen mit insgesamt 142 14-bis 19-jährigen Wiener Jugendlichen geben (1) Aufschluss darüber, was Jugendliche daran hindert, sich online für andere einzusetzen, und liefern (2) notwendiges Grundlagenwissen dafür, wie Mobilisierung zu mehr Online-Zivilcourage gelingen kann, da alltägliche Assoziationen wie „Mut“ und „Heldentum“ aus Sicht der Jugendlichen nicht auf das Internet übertragbar sind.
Young people are not only victims and committers of online attacks, they are particularly often uninvolved observers of digital violence, i. e. online bystanders. Although online bystanders have a high potential for de-escalation and to decisively influence the further course of conflicts, only civil courage seems to be (almost) no subject of importance for adolescents. This article investigates, which contextual factors of online environments characterize the intervention behavior of juveniles as online bystanders. Findings based on 19 group discussions with 142 14-to-19-vear-old adolescents in Vienna (1) shed light on what prevents young people from standing up for others online, and (2) provide necessary knowledge about how the mobilization of adolescents for more online civil courage can succeed. The results refer to a field of conflicts in the meaning of civil courage in online environments, since – from the perspectives of young people – common associations like „braveness“ and „heroism“ are not easily transferable to the internet.