Bei der Wiener Landtags- und Gemeinderatswahl im Oktober 2005 durften 16- bis 18-Jährige in Wien das erste Mal wählen. Die vorausgegangene Diskussion um die Wahlaltersenkung wurde kontrovers und auf Basis generalisierter Einschätzungen von Jugendlichen geführt. Politikverdrossenheit, politische Gleichgültigkeit und fehlende Werthaltungen waren Annahmen, die gegen eine Wahlaltersenkung sprachen. Unsere empirischen Ergebnisse zeigen, dass sich politische Gleichgültigkeit nicht auf das Interesse an politischen Fragestellungen bezieht, sondern auf die Parteien und Institutionenordnungen. Demgegenüber konnten hohe Ansprüche der ErstwählerInnen an den Wahlakt selbst festgestellt werden : Jugendliche schreiben ihm stabilisierende, legitimierende und die eigenen Werthaltungen bestätigende Kraft zu. Der Beitrag kommt zum Schluss, dass die frühe Einbindung von Jugendlichen in institutionalisierte Partizipationsverfahren, wie z. B. Wahlen, mit großer Wahrscheinlichkeit demokratische »WiederholungstäterInnen« heranwachsen lässt.
Der Beitrag stellt auf Basis einer Diplomarbeit ausgewählte Ergebnisse einer qualitativen empirischen Untersuchung zu Nachbarschaftsverhältnissen und integrativen Möglichkeiten im Wiener Gemeindebau vor. Medien berichten, dass es zu erheblichen Spannungen zwischen alteingesessenen und neu eingebürgerten BewohnerInnen in Gemeindebauten kommt, allerdings gibt es dazu keine empirisch fundierten Forschungsergebnisse. Dieser Artikel möchte dafür einen kleinen Beitrag leisten. Ausgehend von theoretischen Befunden zur Beziehung von städtischer Sozial- und Raumstruktur informiert dieser Aufsatz anhand einer qualitativen Auswertung über die Sozial- und Interaktionsstrukturen in drei ausgewählten Gemeindebaukomplexen.
Was denken Menschen übet gemeinnützige Organisationen und wie wirkt sich das auf ihr Spendenverhalten aus? Ziel des vorliegenden Artikels ist es, zu zeigen, welche sozialen Repräsentationen zu gemeinnützigen Organisationen in Österreich bestehen und welchen Einfluss diese auf das Spendenverhalten haben. Soziale Repräsentationen – ein sozialpsychologisches Konzept – sind ein System von Überzeugungsinhalten, auf die wir im Alltagsdiskurs angewiesen sind, um möglichst einvernehmlich kommunizieren zu können. Dafür werden freie Assoziationen von 280 Personen erhoben. Diese Assoziationen zeichnen ein sehr positives und von Emotionen geprägtes Bild von gemeinnützigen Organisationen. Die weitere Auswertung der sozialen Repräsentationen in Verbindung mit den Daten zum Spendenverhalten und den demografischen Daten der ProbandInnen gibt gemeinnützigen Organisationen Hinweise zur Entwicklung von differenzierteren Kommunikationsmaßnahmen.
Zwei Themenkomplexe werden im migrationssoziologischen Zusammenhang immer wieder problematisiert : Phänomene der sozioökonomischen Exklusion (Ausschluss im Sinn von Ausgrenzung und Randständigkeit) und der soziokulturellen Integration von ZuwanderInnen. Diese stehen begrifflich in einem engen Wechselverhältnis, die genaue Form ihres Zusammenhangs wird aber ebenso selten thematisiert wie ihre gemeinsame Wurzel : die Gastarbeit der 1960 er- und 1970 er-Jahre. Am Beispiel von TürkInnen in Ternitz – einer altindustriellen Kleinstadt im südlichen Niederösterreich – sollen die Prozesse der Exklusion und Integration als Folgewirkungen der Arbeitsmigration beleuchtet werden. Beschrieben werden die intergenerationelle Entwicklung der Lebenslage, die Bildungsmobilität und die mit ihr verbundenen Interpretationsschwierigkeiten sowie die widersprüchliche Entwicklung des identifikativen Bezugs zur österreichischen Gesellschaft – so ist etwa die erste Generation dieser MigrantInnen deutlich stärker an österreichischer Politik interessiert als die Folgegenerationen. Abschließend wird gezeigt, wie sich Generationen-, Lebenslagen- und Periodeneffekte auswirken.
Lassen sich in der familiären Rezeption von populären Unterhaltungssendungen Elemente gemeinschaftlicher Medienaneignung finden ? Diese Frage stellt sich vor dem Hintergrund des aktuellen Fernsehprogramms, das kaum mehr zielgruppenübergreifende Sendungen beinhaltet, die die ganze Familie ansprechen. Eine Analyse ethnographisch gewonnener Gesprächsdaten und Beobachtungen zur familiären Rezeption der Casting-Show Starmania deutet in diesem Artikel darauf hin, dass die konkrete Medienaneignung in der Familie vom Bildungsmilieu abhängt. Nur in den untersuchten bildungsstarken Familien kam es zu einer gemeinschaftlichen Aneignung der Casting-Show, indem diese als Familienevent inszeniert wurde. Die bildungsschwächeren Familien rezipierten im Gegensatz dazu die Sendung eher individuell. Kinder und Jugendliche nutzten die »medial vermittelten« Stars darüber hinaus als Hilfsmittel für Prozesse ihrer eigenen Identitätsfindung und zur sozialen Orientierung.